Barocker Doppelbildstock bei Hof Averberg, Wieningen 1

Barocker Doppelbildstock bei Hof Averberg

Foto vom 14.06.2003
 

Bildstock Averberg

Die eingemeißelte Jahreszahl 1699 belegt es eindeutig: Der zum Hof Averberg gehörende Bildstock kann für sich in Anspruch nehmen, das älteste Wegemal in Everswinkel zu sein. Er nimmt die typischen Formen der barocken Bildstöcke des folgenden Jahrhunderts vorweg: ein hoher Sockel trägt ein oder zwei Reliefs in verzierter Umrandung mit geschwungenem Abschluss und Kugel- und Kreuzaufsatz (Rahmentypus).
Der Doppelbildstock bei Averberg stellt auf seiner Vorderseite die Kreuzigungsgruppe dar; den gekreuzigten Christus, flankiert von Maria und Johannes. Beide Begleiter Jesu sind in faltenreiche Gewänder gehüllt, legen ihre dem Kreuz zugekehrten Hände auf die Brust, während die freien Arme nach außen weisen, als wollten sie zur Betrachtung einladen. Ein Totenschädel unter dem Kreuz deutet auf den Ort der Kreuzigung hin, Golgotha, das ist Schädelstätte. Eine fromme Legende weiß zu berichten, dass Golgatha auch die Begräbnisstätte Adams war, womit die Verbindung von Sündenfall und Erlösungstod auch durch örtlichen Bezug hergestellt wird.
Die Rückseite zeigt eine Pietà in Anlehnung an das Gnadenbild in Telgte. Die starr wirkende Darstellung füllt die ganze Fläche des Feldes. Die aufrecht sitzende Gottesmutter mit Krone und kleinem Kreuz im Umhang des durch Tuchfülle ausgezeichneten Gewandes hält auf ihrem Schoß einen ebenso aufrecht sitzenden Christus, dessen Kopf nur schwach geneigt ist. Der linke Arm Christi ruht auf dem linken Arm Mariens, so dass der Körper des toten Erlösers in Frontansicht, die Beine im Profil gezeigt werden können. Unter dem geschwungenen Abschluss, der auf angedeuteten Pfeilern ruht, kringeln spiralförmig stilisierte Wolken. Die Pietà oder Darstellung der Totenklage Mar
iens war als Andachtsbild bereits im 14. und 15. Jahrhundert weit verbreitet. In der Renaissance und im Barock nahmen sich Künstler gern dieses Themas für Plastiken an. Berühmt sind die Pietà; von Michelangelo in Sankt Peter in Rom und in Brügge, Belgien.
Und so urteilt das Landesdenkmalamt über den Doppelbildstock: ".. sein Alter, seine Qualität und die Darstellung der Pietà machen ihn zu einem Denkmal ersten Ranges aus historischen und kunsthistorischen Gründen."
Inschrift: 1699 Johan Berndt Overberg und Anna ehelisabeth Bickmann eheleuth -Erneuert 1937 Alfons Averberg Anna Averberg geb. Deiters. Erneuert im Jahre 1856 von Anton Averberg und Maria Catharina Schulte Tertilt Eheleute.
Eigentümer: Familie Averberg
Zeit: 1699
Restauriert: 1986

Quelle: Erwin Buntenkötter und Albert Reinker, Bildstöcke und Wegekreuze in Everswinkel, November 1996

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