Barocker Doppelbildstock, Anfang 18. Jahrhundert mit der Pietà, Bahnhofstraße 14

Barocker Doppelbildstock, Anfang 18. Jahrhundert mit der Pietà

Foto vom 19.06.2003
 

Bildstock Heimann

Dargestellt ist auf dem Bildstock gemäß des zweiten Gesetzes des schmerzhaften Rosenkranzes die Geißelung Christi. Der Doppelbildstock stand früher an der großen Kreuzung im Nordosten des Dorfes bei Lütkefels, wurde beim Ausbau der anliegenden Straßen zum Wohnhaus Heimann, Bahnhofstraße versetzt und dient heute als letzte Station bei der Großen Prozession, der Hagelprozession.
Auf einem neuen Gusssteinsockel um mehrfach profilierter alter Plinthe (Bodenplatte) mit geschwungener Überdachung mit Kugel und Kreuz hält das Relief des Doppelbildstocks auf der Vorderseite einen Augenblick der Geißelung fest. In einer Dreiergruppe ist Christus die größere Mittelfigur, sein Haupt wird von einem Strahlenkranz umgeben, der Körper ist bis auf ein Lendentuch unbekleidet, die Arme sind gefesselt. Die beiden ihn flankierenden Schergen werden in der Bewegung des Schlagausholens mit der Gerte von unten bzw. von oben gezeigt. Das Spiel der Muskeln und der Wurf der Gewänder sind fein gezeichnet. Leider hat der Gesichtsausdruck unter der Verwitterung und der Übermalung stark gelitten.
Die Geißelung war im Altertum weit verbreitet, wurde mit Riemen oder Strickpeitschen vollzogen und war bei den Römern eine Nebenstrafe, bei den Juden eine Strafe für Gesetzesübertretungen.
Die Darstellung auf der Rückseite ist der trauernden Gottesmutter gewidmet. Ein wahrhaft lebloser Körper des Heilands mit kraftlos herabfallendem Arm und Haupt liegt auf dem Schoß der Gottesmutter, die ihren Sohn voller Trauer mit gesenktem Antlitz betrachtet.
Zu beiden Seiten dieser Gruppe schwebt ein Engel; ihre Palmwedel kreuzen sich über dem Haupt Mariens, in den Händen tragen sie die Passionswerkzeuge: den Essigschwamm mit Rohr, Lanze, Hammer und Zange. Die Seitenwände des Reliefs zieren Skulpturen auf eingerollten Voluten als Stützkonsolen mit Muscheln über den Häuptern; sie stellen den heiligen Joseph und einen Mönch mit Kind dar.
Inschrift:
Du Betrübte Mutter Jesu stehe uns bei in allen unseren nöthen
J(ohann) W(inkel) s (ett) E(lisabeth) V(öcke)
Eigentümer: Familie Heimann
Zeit: um 1720
Restauriert: 1987

Quelle: Erwin Buntenkötter und Albert Reinker, Bildstöcke und Wegekreuze in Everswinkel, November 1996

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